Push Hands (Tuishou)

 

Push-Hands-Meister (Tuishou-Meister)

Gebraucht man im Zusammenhang mit den Tuishou-Routinen der Inneren Kampfkunst Tai Chi Chuan (Taijiquan) den Titel "Push-Hands-Meister (Tuishou-Meister)", so bezeichnet dies eine traditionelle Graduierung von Stufen der Meisterschaft. Bei höheren Meister-Graden gewinnen Kriterien wie gefestigter Charakter, Lebensführung, Moral und spirituelle Aspekte an Bedeutung. Offenbar spielt es dabei keine Rolle, ob man auf Turnieren gesiegt hat und ob man zu Duellen herausgefordert wurde. In den Familien der Taiji-Dynastien wird man sogar de facto "in den Meister-Titel hineingeboren". Es ist unklar, ob es gemeinsame Absprachen oder abgestimmtes Vorgehen gibt. Quelle: Dr. Langhoff über seine Lehrer und ihre Ansichten: Push-Hands-Meister.

Die "Kader-Schmiede der Post-Yang-Chengfu-Ära"

Über die Generationen der chinesischen Taijiquan-Dynastien gab es immer wieder herausragende Push-Hands-Meister, die mit ihrer Forschung und Lehre dazu beigetragen haben, daß das früher geheime Wissen des "Taiji-zu-Zweit" so gut wie möglich erhalten blieb. Eine besondere Rolle gebührt dem Yang-Stil-Begründer Yang Luchan - seine Fähigkeiten sollen so gut gewesen sein, daß er den Beinamen "Der Unbesiegbare" erhielt. Seine Söhne und Enkel veränderten sowohl die Theorie als auch die Praxis und paßten sie an die sich wandelnden Bedürfnisse ihrer Zeit an. Aber erst der Yang-Luchan-Enkel Yang Chengfu erstellte detaillierte Anleitungen zu den Partner-Routinen für seine Schüler, zu denen zahlreiche weltberühmte Koryphäen wie Fu Zhonwen und Chen Manching (Zheng Manqing) gehören. Sie bilden die "Kader-Schmiede der Post-Yang-Chengfu-Ära". Doch für die heutige Zeit hat ihre Mission die einstige Strahlkraft weitgehend verloren - gefragt sind heutzutage zunehmend "Alltags-Transfer" mit Resilienz-Training und "Soft Skills".

 

Freies Push Hands / Free Pushing Hands 1

Gerade die jüngere Generation fühlt sich angesprochen vom "Free-Style", weil er abwechslungsreicher und dynamischer ist als die Standards-Patterns mit festgelegten Rollen und Formen. Diese Einschränkungen gibt es im "Freikampf" ja nicht und man kann sich hier besonders gut "ausprobieren", wenn es darum geht, den Kontrahenten in eine ungünstige Lage zu bringen. Ein Ziel ist es, seine Balance zu brechen oder einen Hebel anzusetzen. Auch Tritte sind in manchen Turnier-Regelements zugelassen.

Auch der Einsatz von "Fajin-Explosivkraft" kann im Free Push Hands den Sieg bringen. Dafür sollten die Adepten zur besseren Vorbereitung die Explosiv-Techniken der Tai-Chi-Figuren korrekt und regelmäßig trainieren. Siehe Fajin im Tuishou.

Bei aller "Heftigkeit" sollte man nicht vergessen, daß auch im Freien Pushen die Taiji-Prinzipien des Yin und Yang zu befolgen sind. Sonst entsteht unweigerlich ein Geschiebe mit Krafteinsatz, der mit der Forderung "Fülle und Leere klar zu trennen" nicht im Einklang steht.

Freies Push Hands / Free Pushing Hands 2

Dr. Stephan Langhoff über Freies Pushen:

"Populär ist die Meinung, dass das "Sanshou (Freies Push Hands) aus dem Chen-Taijiquan stammt. Doch dies halte ich für eine "Geschichtsklitterung". Die Bestätigungen von Protagonisten etlicher Taiji-Dynastien halte ich für Lippenbekenntnisse, die durch gebetsmühlen-artige Wiederholung nicht an Glaubwürdigkeit gewinnen - ich denke, sie sind eher "politischer Korrektheit" geschuldet. Auch sind Chen-Taiji-Meister nicht gerade bekannt für eine Rekord-Zahl an überzeugenden Siegen oder besiegten Kämpfern. Historische Forschungen des DTB unter meiner Leitung weisen auf Quellen der Wu-Familie hin, denen zufolge das originale Tuishou des Chen-Tai-Chi-Chuan keine besondere Qualität aufgewiesen hat. Dies bestätigt kein geringerer als Meister Wu Wenhan. Seinen Studien zufolge, haben Yang Luchan (Gründer des Yang-Stils) und Wu Yuxiang (Gründer des Wu-Stils) die von der Chen-Familie in Chenjiagou gelernten Taijiquan-Übungen erst weiterentwickeln müssen, um sie wirksam zu machen. Ich bin sicher, daß bereits vor dieser Zeit zahlreiche Wushu-Stile existierten, deren Partner-Routinen Tuishou-Internals beinhalteten. Ein wichtiges Argument sind die "Nairiki-Übungen für Innere Kraft", die aus China stammen und im 17. Jahrhundert nach Japan gelangten und im Jujutsu überliefert wurden." Quelle: Arbeitskreis Freies Push Hands (Free Tuishou) Hannover.

Push Hands (Tuishou)

After having learnt the Taiji Solo form you are expected to know yourself. To know your opponent, many practioners engage in partner exercises such as Push Hands (Chinese Tuishou). This Wushu-legacy dates back to Suntse strategies. This goes mainly for Wu-Styles and Chen-Style. Breaking an experienced partner´s balance without using brute force is not easy - to sense the opponent´s center and possible structural misalignment is the appropriate way. Being completely relaxed and using the "right moment" instantly and naturally is the expert´s goal - just as layed out in the eastern concept of "Wei Wu Wei".

Durch das Training der Taiji Solo-Form soll man sich selbst kennenlernen. Durch Partner-Übungen wie das Push Hands soll man den Partner kennenlernen. Dies ist ein Erbe des Wushu und findet sich schon bei Suntses Strategien. Dies trifft hauptsächlich für den Chen-Stil und den Wu-Stil zu. Doch das Balance-Brechen eines erfahrenen Partners ohne jede "brutale Kraft" ist nicht leicht. Man soll das Zentrum des Partners spüren und mögliche Fehler in der Körper-Ausrichtung. Das Ziel des Fachmanns ist vollständige Entspannung und auf natürliche Art und Weise den richtigen Moment zu nutzen - ganz im Sinne des Konzepts von "Wei Wu Wei".

 Auch für die Partner-Übungen des Tuishou und des Dalü dürfte dies Stoff für Forschungen sein - siehe Tai Chi Push Hands Dalü.

 

Push Hands (Tuishou) Updates zu Treffen, Online-Kursen und Block-Modulen

Einen aktuellen Online-Kurs zu Corona-Zeiten bietet der Dt. Taichi-Bund - Dachverband für Taichi und Qigong (DTB) auf seiner Homepage kostenlos für Selbstunterricht im Heimstudium: Pushhands-Online-Kurs kostenlos. Unter seiner Ägide wurde das Tuishou-Programm ausgeweitet auf Fajin und Taiji-Essentials. Auch für diese Zielgruppe gib es Online-Pushhands-Kurse. Beide Organisationen nutzen die von Dr. Langhoff ausgearbeiteten Fragebogen zur Lernerfolgskontrolle. Sie gehören zu den kostenlosen Prüfungsunterlagen.

Hinweis: "DALÜ" ist nicht gleich "Dalü"

Der chinesische Fachterminus "Dalü" ist mit einem Lexikon-Kurzeintrag sicherlich nicht ausreichend zu beschreiben. Zudem handelt es sich um einen mehrdeutigen Begriff. Siehe dazu DDQT-Gütesiegel und Schule DALÜ von Dr. Wolfrum (s. Distanzierung P. Wolfrum, Leverkusen Dalü.

Abgrenzung zur Schule "DALÜ" von Dr. Peter Wolfrum

Abgrenzung zur Schule "DALÜ", Inhaber Herr Peter Wolfrum Herr Wolfrum ist kein DTB-Mitglied und folgt gänzlich anderen Standards. Sein Unterricht kann nicht für DTB-Ausbildung anerkannt werden. Der Name der Schule "DALÜ" ist eine Abkürzung für "Das Achtsame Leben Üben". Diese Bezeichnung sollte also nicht mit dem chinesischen Taijiquan-Terminus "Dalü (Das Große Ziehen)" verwechselt werden. S. auch Ausbildung Leverkusen und die Abgrenzung zur Schule DALÜ, Peter Wolfrum, Leverkusen und den Hinweis im Modul-Handbuch B4: Push Hands: Dalü in Hamburg und deutschlandweit.

DDQT-Gütesiegel nicht zu verwechseln mit dem DTB-Qualitätssiegel

Der Hintergrund: Im Internet stößt man gelegentlich auf DDQT-Gütesiegel und DDQT-Gütesiegelträger - beispielsweise bei veröffentichten Urkunden. Sie sollen die Ausbildung sowie die Fortbildung von Kursleitern, Lehrern und Ausbildern nach außen verifizieren - insbesondere für Laien.

Man sollte Kennzeichnungen von Gütesiegel-Trägern dieser Lobby-Organisation jedoch nicht verwechseln mit dem älteren DTB-Siegel "Geprüfter Lehrer DTB". Auch wenn das neuere DDQT-Logo dem älteren DTB-Logo recht ähnlich sieht, besteht kein Zusammenhang. Der DTB-Dachverband erkennt solche interessen-geleiteten DDQT-Siegel nicht an. Gleiches gilt für DDQT-Gütesiegelträger, welche chinesischen Organisationen nahestehen, die Heilslehren propagieren.

Das DTB-Qualitätssiegel wird sofort nach der Abschlußprüfung vergeben und ist kostenfrei. Die Prüfgrundlage ist die DTB-Arbeitsweise mit ideologie-freiem Faktencheck. Die Anforderungen entsprechen den ZPP-Vorgaben für die Vdek-Auszeichnung "Deutscher Standard Prävention".


Push-Hands in Deutschland - ein Artikel von Dr. Langhoff

Der neue Pushing-Hands-Essay von Dr. Langhoff listet eine Zusammenfassung weitverbreiteter Fehleinschätzungen und längst widerlegter Vorurteile zur "bekanntesten und wichtigsten Taijiquan-Partnerübung". Wohl in keinem Bereich ist der "Guru-Nimbus" tiefer verwurzelt als in dieser Sparte der "Inneren Qi-Kraft". Protagonisten von Heilslehren und Lobbyisten unterschiedlichster Couleur malen ihre geschönten Qi-Welten von vorgeblicher Unbesiegbarkeit mit aufgeblasenem Show-Spektakel, das um so mehr beeindruckt je besser die Sparring-Partner der Meister mitspielen. Dies wird im Detail beschrieben in dem englisch-sprachigen Artikel "The Push Hands Syndrome Explained" von DTB-Geschäftsführer Dr. Stephan Langhoff.

Szene-Interpretationen wie etwa die Pushhands-Definition in Wikipedia setzen irreführende Akzente und verzerren die Darstellung. Solche Erklärungen sind Klischees nach dem Muster: "Tuishou / Pushhands bezeichnet eine grundlegende Partner­Übung in der chinesischen Kampfkunst Taijiquan und ist vergleichbar mit Routinen anderer Stile der Inneren Kampfkünste".

 Hinzu kommt eine Unlogik in der Wortfeld-Struktur: Tuishou wird in der Pusher-Szene ein primärer Bezug zu Tai Chi Chuan zugemessen, obwohl der logische Bezug ja zum Tai-Chi-Prinzip gehen müßte, wie es der DTB propagiert. Damit ist auch der Folge-Begriff in der Kette, nämlich "Innere Kampfkunst", sauber definierbar als Menge der Kampfkünste nach dem Tai-Chi-Prinzip.

Die Schlagworte "Innere Kraft" und "Innere Kampfkunst" mögen der Szene als Charakterisierung reichen. Doch für den DTB geht es dabei u. a. um Connectedness (Verbundenheit)" und "Rootedness (Verwurzelung"). Über allem stehen die oft mißverstandene Terme "Fang-Sung (放鬆 Entspannung)", "Rou (柔 Flexibilität)" und letztlich "Tian-Di-Ren (天, 地, Ren 人, Himmel-Erde-Mensch)".

Push-Hands-Interpretationen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Dr. Langhoff ist der Autor des "Pushhands-Out-Of-The-Box-Models". Er sagt: Praktizierende östlicher Übe-Systeme brauchen auf dem steinigen Weg zur Meisterschaft Geduld und Entschlossenheit. Begleitet werden sie oft von einen recht aufdringlichen Reisegefährten, nämlich den Frust. Und in der Tat ist ja bei jedem Schritt die Gefahr allgegenwärtig, auf dem falschen Weg zu sein. Dann wäre statt eines rigiden "Weiter-So" die Offenheit nötig für eine rigorose Neu-Ausrichtung. Ich veranschauliche diesen "Schlüssel zum Erfolg" an der Thematik der Partner-Übungen. Gerade hier scheitern viele Adepten unnötigerweise. Sein Schaubild vergleicht die verschiedenen Interpretationen.

 

Schaubild für Vergleich

SZENE-ANSATZ:

 

Tai-Chi-Prinzip

 
          I        

 

TUISHOU

===>

Tai Chi Chuan plus wenige andere

 ===>

Innere Kampfkünste

===>

Innere Kraft

 

 

 

DTB-ANSATZ:

 

TUISHOU

===>

Tai-Chi-Prinzip

===>

Tai Chi Chuan plus viele weitere

===>

Innere Kraft

 

I

 

 

Innere Kampfkünste

 

 
                   

 

Quelle des Schaubilds: Hannover Free Pushhands Communities Austausch-Treffen.